Brandschutzerziehung – früh übt sich
Veröffentlicht am 8. Juni 2021
Kerzen am Weihnachtsbaum oder auf dem Geburtstagskuchen, das Silvester-Feuerwerk oder das Lagerfeuer haben einen festen Platz in unserem Leben. Feuer übt eine besondere Anziehung auf uns aus – und das schon auf die Kleinsten. Doch Feuer birgt Gefahren. Umso wichtiger ist es, Kindern den richtigen Umgang mit Feuer beizubringen.
Wir haben mit einer Erzieherin gesprochen, wie sie das Thema Brandschutz im Kindergarten vermittelt.
Feuer und Flammen wirken faszinierend auf kleine Kinder. Machen Sie diese Erfahrung auch im Kindergarten?
Bei uns in den Räumen ist offenes Feuer nicht erlaubt. Wir müssen also auch auf Kerzen auf dem Geburtstagskuchen verzichten. Aber wenn wir Feste feiern oder der Laternenumzug ansteht, gibt es auch mal Ausnahmen. Dann ist die Feuerwehr anwesend, um sicherzustellen, dass nichts passieren kann. Das ist natürlich ein Highlight für die Kinder, deren Augen beim Anblick eines Martinsfeuers und des Löschfahrzeugs leuchten. Vermutlich steht auch daher der Berufswunsch „Feuerwehrmann“ im Kindergartenalter ganz weit oben auf der Liste.
Was bringen Sie den Kindern zum Thema „Brandschutz“ bei?
Die Kinder lernen bei uns, dass Feuer gefährlich sein kann, ohne dass wir ihnen Angst machen. Mindestens einmal im Jahr absolvieren wir eine Brandschutzübung, für den Fall, dass trotz aller Vorsicht im Kindergarten mal ein Kurzschluss oder ähnliches zu einem Brand führt. Der Hausmeister schaltet die Sirene an und alle Kinder müssen sich an ihren Standpunkt begeben. Wir prüfen dabei vor allem, wie lange das Verlassen des Gebäudes dauert und ob alles ruhig ablief. Schlecht wäre es, wenn im Brandfall Panik auftritt. Da haben wir als Erzieher*innen eine Vorbildrolle. Je klarer und ruhiger wir agieren, desto planvoller läuft es im Ernstfall ab. Auch das werten wir nach einer Brandschutzübung aus.
Auch ein Besuch der örtlichen Feuerwehr steht bei uns immer wieder mal auf dem Plan.
Was lernen die Kinder von der Feuerwehr?
Die Feuerwehr vermittelt spielerisch aber gleichzeitig eindrücklich, wie gefährlich Feuer sein kann. Sie erklären aber auch, wie man Brände verhindert. Sie zeigen, welche Abläufe sie vom Notruf bis zum Ausrücken durchlaufen und wie sie Feuer löschen. Die Kinder dürfen mit der Drehleiter hochfahren, die Ausrüstung begutachten und in einem Löschfahrzeug sitzen. Und natürlich haben sie viele Fragen, die ihnen geduldig beantwortet werden.
Die Kinder lernen aber auch, wie man einen Notruf absetzt: Die 112 anrufen, seinen Namen sagen, erklären wo man ist und was passiert ist. Und nicht sofort wieder auflegen! Am Telefon bleiben, um Fragen beantworten zu können.
Haben Sie schon mal erlebt, dass ein Kind das gelernte Wissen anwenden musste, weil es gebrannt hat?
Zum Glück noch nicht. Aber ich habe schon erlebt, dass Kinder nach dem Besuch der Feuerwehr nach Hause gehen und ihre Eltern fragen, wo sich in der Wohnung Rauchmelder und Feuerlöscher befinden. Das hat in einem Fall dazu geführt, dass sich die Eltern überhaupt erst konkret mit dem Thema befasst haben und Rauchmelder angebracht haben – das hatten sie bis dahin immer wieder aufgeschoben.
Und was können Eltern tun, damit Kinder sicher im Umgang mit Feuer werden?
Eltern sollten mit ihren Kindern offen über das Thema sprechen. Sie müssen wissen, dass Feuer gefährlich sein kann und was Unaufmerksamkeit im Umgang mit offenen Flammen anrichten kann. Das beginnt bei der kleinen Brandverletzung und endet beim Wohnungsbrand. Genauso wichtig ist es, den Kindern beizubringen, dass sie im Ernstfall nicht versuchen, Feuer selbst zu löschen. Richtig ist, Hilfe zu rufen – die Eltern beziehungsweise die Aufsichtspersonen oder die Feuerwehr.
Komplett von Feuer fernhalten sollte man Kindern aber auch nicht. Das erhöht meiner Erfahrung nach den Reiz, es allein auszuprobieren. Den eigenständigen Umgang mit Feuer, beispielsweise das selbständige Anzünden von Kerzen, würde ich – individuell je nach Kind – frühestens ab sechs Jahren empfehlen. Und natürlich immer nur unter Aufsicht.
Vielen Dank für diesen spannenden Einblick!